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Beatrice Vierneisel Kunst, Kultur, Kulturpolitik

Galerie Franz

Die Volksbefragung in der Galerie Franz

Fritz Cremer, Verkündigungsengel des amerikanischen Jahrhunderts, 1951

Die Volksbefragung 1951 ist ein erster Höhepunkt in den Kämpfen des Kalten Krieges zwischen den beiden deutschen Staaten und ihren Besatzungsmächten. Mit Beginn des Korea-Krieges im Sommer 1950 spitzte sich die weltpolitische Lage wieder zu und die Remilitarisierung stand wieder auf der Tagesordnung.
Dagegen formierten sich in beiden Teilen Deutschlands die Gegner der Wiederbewaffnung und gerieten zugleich unter den Druck ihrer jeweiligen Regierungen. Auf beiden Seiten wurden ihre Interessen für die Großmachtpolitik missbraucht. Auf lange Sicht aber entwickelte sich eine in beiden Staaten unterschiedliche, aber letztlich vom Frieden überzeugte Gesellschaft. Die friedliche Wiedervereinigung 1989 kann als ihr fernes Ergebnis angesehen werden.

Am Mittwoch, den 23. Mai 1951 um 11 Uhr, eröffnete Arnold Zweig, Präsident der Ostberliner Deutschen Akademie der Künste, eine Ausstellung des Bildhauers Fritz Cremer in der Westberliner Galerie Franz, Kaiserallee 213-214 (heute Bundesallee). Die Geschichte um diese von der „Stumm-Polizei gestürmte“ Feierstunde gehört zu den Legenden des Kalten Krieges.

Die Person des Galeristen Reinhold Franz, geboren 1909, weckte im Nachkriegs-Berlin Erinnerungen an die Zwanziger Jahre mit ihrer kulturellen Vielfalt und einem übersteigerten Lebensgefühl. Von Hause aus war er Kaufmann und in den späten 20er Jahren Besitzer einer Boxschule, wo er Samson Körner trainierte und Jack Dempsey Sparringspartner bei einem Berlin-Besuch war. Boxen und Automobilrennen – in keiner anderen Sportart fanden Mobilität und Lebensrausch der so genannten Golden Twenties ihren Ausdruck. Im Freundeskreis um den Galeristen Alfred Flechtheim, zu dem Franz gehörte, traf sich, wer auf der Höhe der Zeit war und Berichte und Bilder über Sport gehörten in die Galerie-Zeitschrift „Der Querschnitt“ so selbstverständlich wie die über Kunst und Künstler. 1921, als Flechtheim von Düsseldorf nach Berlin übersiedelte, riet ihm sein Pariser Händler Daniel-Henry Kahnweiler: „Keinesfalls dürfen sie Ihr Berliner Geschäft auf französischen Künstlern allein aufbauen, auch nicht auf französischen und rheinischen allein – sonst schilt man sie einen Separatisten. Nach reiflicher Überlegung mit neuen guten deutschen Künstlern Verträge abschließen und diese lancieren. Nicht die schon bekannten, die Expressionisten, sondern die, die kommen müssen, kommen werden. Ohne Übereilung. Dazu braucht es ja nicht viel Geld.“ Mit diesem Konzept, das Markterfolg und Risiko im Kunstgeschäft verband und den „Amerikanismsus“ selbstbewusst verkündete, war Flechtheim in seiner Galerie am Lützowufer erfolgreich, und für wenige Jahre fiel in Deutschland Kosmopolitismus mit Weltläufigkeit und Toleranz zusammen, bis die Nationalsozialisten den Juden Flechtheim als einen der ersten 1933 aus Deutschland vertrieben.

Bei Bert Brecht, einem anderen Liebhaber des Boxsports, lernte Reinhold Franz den Marxismus kennen; 1928 trat er in die KPD ein.

Als Franz im Oktober 1946 Galerist wurde, wollte er, wie der im Sonntag 1947 schrieb, „Kenntnis von der modernen Kunst geben und sie den Beschauern verständlich machen“, unter denen vor allem die Jugendlichen ratlos und kopfschüttelnd vor den abstrakten und gegenstandslosen Werken standen. Für die einzelnen Ausstellungen und die kleinen Kataloge, die zu den schönsten der armen Nachkriegsjahre gehören, berieten ihn, der als Kunstkenner Autodidakt war, Künstlerfreunde wie Gustav Seitz, Waldemar Grzimek oder Juro Kubicek. Künstler und Künstlerinnen ohne Zahl allein in Berlin standen dabei für Ausstellungen zur Verfügung: Die renommierten, die sich bereits vor den Nationalsozialisten einen Namen gemacht hatten und nun nach Verbot und Innerer Emigration (oft, aber nicht immer), den Anschluss an die alten Zeiten suchten; die jungen, die im kulturellen Überschwang der ersten Jahre nach 1945 ihren Weg zu finden hofften. Und alle waren dankbar für die höher gestuften Lebensmittelkarten, die erfolgreichen Künstlern zustanden.

Zum künstlerischen und zugleich politischen Ereignis wurde die Galerie-Ausstellung „Zone 5“ im Frühherbst 1948, die, unausgesprochen, den vier Besatzungszonen eine fünfte, die „unabhängige“ Kunstzone, hinzufügte. Die Aussteller – Karl Hartung, Jeanne Mammen, Hans Thiemann, Heinz Trökes, Hans Uhlmann und Mac Zimmermann – verbinde, schrieb Will Grohmann im Katalogvorwort, der „mut zum experiment„, eine „weitgehend gemeinsame auffassung der welt als eines neu zu begreifenden kosmos“ und der Wunsch, „allen fragwürdigkeiten zum trotz eine gesinnung zu manifestieren, die zukunftsgläubigkeit ist, ohne daß sie die problematik ignorierte„. Der Kritiker aus Ostberlin dagegen sah den Versuch, sich „von allem zu distanzieren, was heute für uns in Deutschland „Wirklichkeit“ bedeutet, um sich in eine eigene erträumte Wirklichkeit zu begeben. Die ausgestellten Bilder offenbarten, wie diese aussieht: Die ‚Zone 5‘ liegt auf einem sehr unwohnlichen, menschenfeindlichen Planeten.“ Für die Künstler Ostberlins und der Sowjetischen Besatzungszone war der Herbst 1948 der Wendepunkt, an die Stelle von vermeintlicher Spielerei mit künstlerischen Experimenten trat laut SED die politische Aufgabe von Kunst als Waffe und die Forderung, als Künstler-Aktivist sich in den Betrieben an die Seite der Arbeiter zu stellen. Für die Freunde der Galerie Franz, wurde es schwierig: Fritz Cremer, Waldemar Grzimek, Gustav Seitz, Horst Strempel, Annemarie Balden, Herbert Behrens-Hangeler, Fritz Duda – sie alle hatten bereits in Wilmersdorf ausgestellt.

1951, keine drei Jahre nach Zone 5, hatte sich die Lage zugespitzt. Die kommunistische Propaganda für die von der Bonner Regierung verbotene „Volksbefragung gegen die Remilitarisierung Deutschlands und für den Abschluß eines Friedensvertrages mit Deutschland 1951“ lief auf Hochtouren, als Genosse Heinz Lucas am Montag, den 21. Mai, auf der Sekretariatssitzung der Kreisleitung der SED Berlin-Wilmersdorf die Eröffnung der Cremer-Ausstellung bekannt gab. Diese Gelegenheit sollte auf Vorschlag von Lucas und mit Zustimmung von Agitationssekretþr Heinz Brandt genutzt werden, für die Friedenspropaganda zu werben, bzw. eine „Befragung“ unter den Anwesenden durchzuführen. Die Genossen Gerhard Bab und Gustav Urbschat von der Kulturabteilung der Landesleitung standen der Aktion zwar ablehnend gegenüber, mussten sich aber überzeugen lassen. Arnold Zweig, der auf einer Abendveranstaltung war, sollte umgehend informiert und gebeten werden, bei seiner Eröffnungsrede auf die Volksbefragung hinzuweisen. Davon wiederum erfuhr Cremer, rief am nächsten Tag die Kulturabteilung des ZK der SED an und bat den stellvertretenden Abteilungsleiter Hans Schlösser unmissverständlich, diese Aktion zu verhindern, da sonst seine Ausstellung gefährdet sei. Schlösser wandte sich daraufhin telefonisch an Bab und Urbschat, sie sollten Lucas von seinem Vorhaben abbringen. Der aber, nicht informiert, wie er später behauptete, kam am Mittwoch um 10 Uhr, eine Stunde vor Ausstellungseröffnung, in die Galerie und es kam zu einem heftigen Zusammenstoß mit Cremer. „Das ist meine Ausstellung, die lasse ich mir heute nicht schon zumachen„, soll Cremer wütend gerufen haben, er wolle sich nicht das „deutsche Gespräch“ in seiner Ausstellung zerschlagen lassen. Er wolle es hier in Westberlin an dieser Stelle vier Wochen führen. Und nach einem scharfen Wortwechsel soll Cremer gedroht haben, er würde von sich aus die Ausstellung schließen und Lucas dafür verantwortlich machen.

Cremers Werke waren bereits wenige Wochen zuvor aus Anlass seiner Aufnahme indie Akademie in der Ostberliner Nationalgalerie gezeigt worden, und Zweig sprach hier wie dort zur Eröffnung, über die der Autor der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am 29. Mai berichtete. Im Eröffnungspublikum sah er „prominente östliche Kollegen des Ausstellers, während West-Berliner Künstler fehlten“ und die „kunstpolitische Atmosphäre der Versammlung fand in demonstrativen Bemerkungen und einer nervösen Spannung ihren Niederschlag. Die Eröffnungsansprache von Arnold Zweig selbst blieb indessen auffallend reserviert und enthielt sich aller direkten politischen Anspielungen. Die Kunst, hieß es da, leuchte über Grenzen, selbst über Sektorengrenzen. Die anwesenden Kommunisten spendeten demonstrativen Beifall…

Die dann folgenden Ereignisse wurden unterschiedlich wahrgenommen. Schon um 12.30 Uhr erhielt Schlösser einen telefonischen Anruf, den er in einer Aktennotiz für alle relevanten Stellen bis zur Zentralen Parteikommission und zur Sowjetischen Kontrollkommission festhielt. Danach seien während der Rede von Zweig acht uniformierte Polizisten und eine Zivilperson erschienen und hätten „trotz des Protestes der anwesenden Besucher“ die Ausstellung geschlossen. „Nach etwa einer Stunde sei die Ausstellung dann wieder eröffnet worden.“ Der Bericht, den Rudolf Engel, Direktor der Deutschen Akademie der Künste, unmittelbar darauf der Kulturabteilung des ZK ablieferte, vermerkte, Zweig habe seine Rede beenden können, worauf ein RIAS-Reporter Fragen an ihn gerichtet habe, die von „provokatorischem Charakter“ gewesen seien. „Zweig hat klar und zurückhaltend geantwortet, und die ganzen ca. 150-200 Anwesenden hörten Fragen und Antworten aufmerksam zu. In diesem Moment erschien die Stummpolizei. Sie forderte auf, das Lokal sofort zu räumen und wurde mit pfui und für Freiheit und Demokratie usw. bedacht. Es gelang der Polizei nicht, das Lokal zu räumen, aber sie forderte Verstärkung an. Es erschien ein Überfallkommando von ca. 20 Mann mit Gummiknüppeln. Die Ausstellungsräume wurden geräumt, die Anwesenden auf die Straße geschickt. Nach einigen Minuten erschien ein Wagen mit einem Zivilisten (Militärregierung?), der mit dem Kunsthändler Franz durch die Ausstellung ging und nach wenigen Minuten mitteilte, die Ausstellung sei freigegeben. Es war ungefähr 12.10 Uhr. Anwesend waren Arnold Zweig, Professor Cremer, Professor Ehmsen, Professor Lingner, Professor Nagel, Genosse Lade, und eine Reihe Kollegen und Genossen vom Verband Bildender Künste. Die Beteiligung der Westberliner war verhältnismäßig stark, ca. 80% Westberliner.

Auch der Verband Bildender Künstler lieferte noch am Eröffnungstag einen Bericht durch den Bildhauer und Dresdener Hochschullehrer Walter Arnold. Er bestätigte im Wesentlichen die Vorgänge, bescheinigte ihnen aber einen höheren dramatischen Wert. Der Verband habe zudem bereits reagiert und noch am gleichen Abend im Berliner Rundfunk ein Gespräch über die Ereignisse geführt. Zugleich versuchte Arnold, die öffentliche Aufmerksamkeit auf die geplanten Ausstellungen mit westdeutschen Künstlern in den Räumen der Verbands-Galerie Bild der Zeit zu richten. „Diese Ausstellung„, schrieb er, „wird gross herausgebracht werden. Wir werden sogar Formalisten zeigen. Es wird ein anständiger Katalog gedruckt, plakatiert und eine Eröffnungsfeier sein. Hierzu werden wir einladen: Westberliner Prominente, Verwaltungsstellen, alle Westberliner Künstler usw. Eröffnungsansprache auch hier Arnold Zweig.“ Als dritte Aktion werde der Verband „in aller Kürze eine Versammlung Westberliner Maler in der ‚Möwe‘ durchführen, zu der wir prominente Künstler durch persönliche Schreiben einladen. Evtl. kann ein Entschliessungsschreiben u. dergl. an den Westberliner Bürgermeister Reuter verfasst werden.

Am 19. Juni verfasste Heinz Lucas einen weiteren Bericht für den 2. Sekretär der Berliner SED-Landesleitung, Ernst Hoffmann, in dem er den politischen Kern der Angelegenheit ansprach: „Als Arnold Zweig nach seiner Rede die Ausstellung für eröffnet erklärte, trat anschließend der Reporter des RIAS an Arnold Zweig heran und bat um ein Interview, das nur aus provokatorischen Fragen bestand, welches Arnold Zweig aber trotzdem beantwortete. Zu diesem Zeitpunkt betrat Stupo den Raum. Erst auf die Frage des Reporters: wie sich Zweig die Herstellung der Einheit Deutschlands für die Praxis denke, ging Zweig auf die laufende Volksbefragung ein. Daraufhin schritt dann die Stupo ein und unterbrach das Interview. Es waren ca. zuerst 4-5 Stupo’s, die daraufhin die Galerie räumen wollten. Als ihnen das anhand des Widerstandes der Besucher nicht gelang, holten sie Verstärkung, die nach 20 Minuten mit 15 Mann zusätzlich eintraf, die dann insgesamt darangingen, die Galerie zu räumen. Was dann auch von den Besuchern befolgt wurde mit dem Bemerken, sie wollen nicht die Werke Cremers durch Tumulte in Gefahr bringen.“ Ein letzter Hinweis von Schlösser an Hoffmann vom 1. August revidiert auch die angebliche Zusage Zweigs zur Durchführung der Volksbefragung: „Nach nochmaliger Befragung […] teilte Engel mir mit, dass die Behauptung des Genossen Lucas, Arnold Zweig sei mit der Durchführung einer Volksbefragung bei der Eröffnung der Ausstellung einverstanden gewesen, nicht der Wahrheit entspricht.

Die Presse reagierte auf die Vorfälle in der Galerie entsprechend den politischen Lagern. Von einer „Provokation“ sprach der Westberliner Tagesspiegel, der behauptete, die Rede von Zweig habe „an aggressiver politischer Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig“ gelassen und der Westberliner Kultursenator Joachim Tiburtius fordere den Entzug des Gewerbescheins wegen „kommunistischer Propagandatätigkeit„, dem aber das Bezirksamt Wilmersdorf nicht nachgekommen sei. Der Artikel schloss: „Diese Sammlung formalistischer Bedenken [des Bezirksamtes] ist in einer Stadt wie Berlin betrüblich. Erstaunlich aber ist, dass offenbar niemand auf den Gedanken gekommen ist, in der Cremer-Ausstellung eine eklatante Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung zu erblicken.

Nicht weniger zimperlich schlug die Ostpresse zu. Ebenfalls am 24. Mai meldete Neues Deutschland: „Eine Gewaltmaßnahme, die den faschistischen Kern der westlichen Freiheitsphrasen abermals enthüllt, und eine unverschämte Brüskierung des großen deutschen Schriftstellers Arnold Zweig leisteten sich am Mittwoch die Stumm-Polizei und die Westberliner ‚Kunstbehörden‘.“ Die Berliner Zeitung reagierte am 25. Mai eher ironisch: „Nein so was, da hat einer gewagt, in den ‚Sektoren der Freiheit‘ eine Friedensrede zu halten. Da ist wirklich das Kind in den Brunnen gefallen. Nur wird sich wohl trotz des Überfallkommandos nicht verhindern lassen, daß immer wieder und immer mehr Leute vom Frieden reden werden. Kein Wunder, daß den Berliner Machthabern bei diesen Aussichten nicht gerade wohl zumute ist. Und da ist es natürlich auch zu verstehen, daß ein so viel gefeierter ‚Freund der Kunst‘, Protektor der westlichen Volksbühne, wie der CDU-Kultursenator Tiburtius, das biedere Mäntelchen vor Schreck fallen läßt und ganz brutal und massiv schließlich die Liquidierung einer so gefährlichen Kunstgalerie fordert.“ Am 16. Mai meldeten die amerikanisch lizensierte Neue Zeitung und das SED-Organ Neue Deutschland, dass der Wilmersdorfer Bürgermeister Drieschner der Galerie die Gewerbeerlaubnis entzogen habe. Da die Ausstellung selbst keinen juristischen Vorwand geliefert hätte, habe man einen anderen Grund gefunden: „Der Besitzer der Galerie hat der Behörde gegenüber zugegeben, daß er Bilder aus seiner Westberliner Kunsthandlung ohne Genehmigung in der Galerie seiner Frau im Ostsektor verkauft habe„, beschrieb die  Neue Zeitung den Vorgang und die Ostberliner Parteizeitung resümierte: „Die Galerie wurde daher unter dem Vorwand, Bilder im demokratischen Sektor Berlins verkauft zu haben, ‚auf kaltem Weg‘ beseitigt.“ Am 29. Mai 1951 fasste die Frankfurter Allgemeine Zeitung die bekannten Ereignisse um die Cremer-Ausstellung in der Frontstadt zusammen – die kurzfristige Räumung durch die Polizei, als das Wort Volksbefragung fiel – und schloss: „Tatsache ist aber, daß die Polizei bereits um acht Uhr früh den Auftrag erhielt, die Galerie um elf Uhr dreißig – also während der Veranstaltung – zu räumen.

Die Cremer-Ausstellung war die letzte des Galeristen Franz, der anschließend wieder als Kaufmann in Westberlin arbeitete, während seine Frau Elli eine Galerie Unter den Linden führte. Dass die Schließung der Galerie der SED sehr zupass kam, steht auf einem anderen Blatt.

Die Fronten, die hier so eindeutig zwischen Ost und West zu verlaufen schienen, waren es keineswegs. Die Volksbefragungskampagne gehörte zu den wiederholten Versuchen der sowjetischen Besatzungsmacht und der SED, mit plebiszitären Mitteln Einfluss auf die westdeutsche Politik zu gewinnen. Die seit Herbst in der Bundesrepublik öffentlich diskutierte Wiederbewaffnung schien schon deswegen besonders geeignet für die eigenen Ziele, weil prominente Gegner der Remilitarisierung wie Gustav Heinemann und Martin Niemöller anfänglich selbst für eine Volksabstimmung in dieser Frage plädiert hatten. Personen – „Autoritäten“ – von öffentlicher Prominenz galt es zu gewinnen. Außenpolitischer Hintergrund war die Pariser Vorkonferenz, die seit dem 5. Mþrz 1951 die Tagesordnung für eine vorgesehene Vier-Mächte-Konferenz der Außenminister behandelte, auf der die sowjetische Macht den Friedensvertrag mit Deutschland gesetzt haben wollte. Innenpolitisch stand das Angebot der DDR-Regierung an die Bonner Regierung nach Bildung eines gesamtdeutschen konstituierenden Rates. Am 24. April wurde die Volksbefragung in der Bundesrepublik und in Westberlin verboten und daraufhin für den Juni in der DDR anberaumt.

Über Wochen bestimmten die propagandistischen Anstrengungen die Arbeit aller in Frage kommenden Stellen vom Politbüro über die Massenorganisationen bis zu den Verbänden. Nicht zuletzt den Kulturschaffenden der DDR, die bereits weitgehend organisiert waren, wurde ein Programm mit fast täglichen Verpflichtungen aufgebürdet, mit dem Höhepunkt einer gesamtdeutschen Kulturkonferenz in Leipzig am 16. bis 18. Mai. Wegen ihrer Kontakte mit westdeutschen Kollegen schienen gerade sie der Partei für das „deutsche Gespräch“ geeignet, d.h. für die mehr oder weniger agitatorische Stellungnahme in Gesprächen zur Remilitarisierung in der Bundesrepublik, in denen sie freilich die Auskunft nach den Zuständen in der DDR – Verfolgung und Verhaftung von Sozialdemokraten, von Kirchenmitgliedern, Remilitarisierung in der DDR, Oder-Neiße-Grenze – parieren mussten.

Doch gerade die Künstler hatten zur gleichen Zeit, im Frühjahr 1951, tief greifende Probleme mit der Partei bzw. die Partei mit ihnen. Das Jahr hatte mit dem berüchtigten Orlow-Artikel über „Wege und Irrwege in der modernen Kunst“ begonnen, der Klartext redete und Namen nannte. Dem folgte am 16. März das programmatische Verbot der Brecht/Dessau-Oper „Das Verhör den Lukullus“ durch das Sekretariat des ZK mit der gleichzeitigen Anweisung, die kommenden Spielpläne der Theater vom Ministerium für Volksbildung genehmigen zu lassen. Wenige Tage später folgte die Entschließung des 5. ZK-Plenums über den Kampf gegen den Formalismus in Kunst und Literatur, für eine fortschrittliche deutsche Kunst, die das gesamte kulturelle Leben der DDR in die Bahnen einer Agitprop-Kultur nach sowjetischem Vorbild zu drängen versuchte. Darauf zu reagieren sah sich jeder Künstler gezwungen: mit Weggang, mit Rückzug, mit Anpassung und Unterwerfung. Das Jahr endete mit der Eröffnung der von der SED als Vorbild gedachten, aber gescheiterten Ausstellung Künstler schaffen für den Frieden und der öffentlichen und scharf geführten Debatte über die Ernst-Barlach-Ausstellung der Akademie; dazwischen lagen Eingriffe der Partei und ihrer Parteigänger in allen Bereichen künstlerischer Tätigkeit. Unter diesen Bedingungen war der Vorschlag des Verbandes bildender Künstler, Ausstellungen aus Westdeutschland mitsamt den Formalisten zu übernehmen und zu den Eröffnungen Westberliner Prominenz einzuladen, ein taktischer Versuch, die Vorgaben der Partei – Deutsches Gespräch – und zugleich das Formalismus-Verdikt zu umgehen. Allerdings ward von diesen Ausstellungen nichts mehr gehört. Von einem ebenfalls geplanten Treffen mit Westberliner Kollegen im Clubhaus Jägerstraße hören wir erst im Oktober; mit ausgewählten Mitgliedern des Verbandes bildender Künstler (VBKD) trafen sich rund sechzig Künstler aus den Westsektoren, Es moderierte Willi Wolfgramm, 1. Vorsitzender des Groß-Berliner Landesverbandes. Ihnen wurde ein Offener Brief von Brecht als Faksimile ausgehändigt, der zu einem angeregten und verständnisbemühten Gespräch führte, bis Akademie-Mitglied und VBKD-Vorsitzender Otto Nagel hinzu kam und in „sehr scharfer Weise“ den (nicht anwesenden) Karl Hofer politisch angriff: eine „taktisch falsche Linie„, die der gemeinsamen Arbeit schweren Schaden zugefügt habe, wie der Bericht darüber monierte, denn die Westberliner verließen „verstimmt“ das Treffen. Der trickreiche Brecht glättete mit besagtem Brief mal wieder das gespannte Verhältnis von Partei und Kulturschaffenden. In dem am 27. September im Neuen Deutschland veröffentlichten Brief hieß es mehrdeutig: „Als Schriftsteller wende ich mich an die deutschen Schriftsteller und Künstler, ihre Volksvertretungen zu ersuchen, in einem frühen Stadium der erhofften Verhandlungen folgende Vorschläge zu besprechen.“ Darauf folgte die Forderung nach „Freiheit“ für Buch, Theater, bildende Kunst, Musik und Film. Zum geflügelten Wort aber wurde (nur) der letzte Satz und ließ die „Freiheit“ hinter dem Bonmot verschwinden: „Das große Carthago führte drei Kriege. Es war noch mächtig nach dem ersten, noch bewohnbar nach dem zweiten. Es war nicht mehr auffindbar nach dem dritten.

Unterschiedlich motiviert und unterschiedlich argumentierend, ließen sich Künstlerinnen und Künstler in das politische Kalkül einspannen und instrumentalisieren – das Schlagwort hieß Frieden, in einer friedlosen und aggressiven Zeit, die auf Konfrontation aus war. Cremers Werke trugen damals noch zu diesem Geist bei, seine Arbeiten waren „Waffen“ im geforderten plakativen Sinn, soweit es die politischen Themen betraf. Das Einladungsplakat zeigte auf rotem Grund als Detail einer Figur eine geballte (Thälmann-) Faust, auf einem Relief mit dem Titel „Widerstand“ trug der Mann ein Gewehr. Zu einem ausgesprochenen Stein des Anstoßes wurde eine Figur mit leicht abstrahiertem Totenkopf und Stahlhelm, die in der Akademie-Ausstellung den Titel Amerikanisches Jahrhundert getragen haben soll. Der Katalog nennt sie Verkündigungsengel. Die Beispiele ließen sich fortführen. Als es im Juli des Jahres im Plenum der Akademie der Künste darum ging, die Nationalpreisträger zu benennen, schlug Johannes R. Becher Fritz Cremer mit dem Hinweis vor: „Über das künstlerische Verdienst des letzten Jahres kann man sich nicht äußern, aber man hat sich ernsthaft mit der Ausstellung, die in Westberlin geschlossen wurde, zu befassen…“ Seitdem hat sich die Behauptung der „geschlossenen“ Ausstellung in der Galerie Franz gehalten.

1998, unveröffentlicht

Siehe auch: Volksbefragung 1951

Siehe auchOrganisierung der Kunstproduktion

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